Blöde Frage, werden Sie jetzt vielleicht denken. Leidenschaft erkennt man doch daran, dass man etwas leidenschaftlich gerne macht. Ich habe das Thema in den letzten Wochen aus einer anderen Optik erlebt/erleben müssen: aus der Situation, etwas nicht mehr machen zu können...
Normalerweise bestimmt Schoggimachen mein Leben. Kaum ein Tag, an dem ich – mit Ausnahme der Ferien – nicht «irgendetwas» rund um La Schoggi mache. Freie Tage brauche ich eigentlich keine, denn Schoggimachen ist das, was ich am liebsten tue, meine Passion, meine Leidenschaft...
Klar gibt es auch mal zwischendurch Tage oder Zeiten, wo es weniger Spass macht, wo ein gewisser Druck besteht, wo es ein «Muss» ist, in die Schoggi-Werkstatt zu gehen: wenn viele Bestellungen auf einen Termin fertig zu stellen sind, wenn bei der Abo-Produktion die Anzahl der zu machenden Tafeln schier kein Ende nehmen will... Da muss ich mich manchmal schon ein bisschen überwinden, statt die Beine hochzulagern, in die Schoggimacher-Kleider zu steigen...
Aber das sind Ausnahmen und seltene Momente!
In den letzten Wochen habe ich meine Leidenschaft aus einer ganz anderen Optik kennengerlernt: aus der Tatsache, dass ich sie plötzlich nicht mehr ausführen konnte. Als ich nach einem Unwetter-Wasserschaden einsehen musste, dass an eine geregelte und qualitative Schoggi-Herstellung nicht mehr zu denken war.
Plötzlich stand die Schoggi-Werkstatt still. Und ich hatte auf einmal viel freie Zeit.
Das war zuerst eigenartig. Und dann langweilig. Aber nicht im Sinne von Langweiligkeit – sondern von langer Weile, also lange Zeit, die einem ganz alleine gehört. Das habe ich genossen, weil es so ungewöhnlich war...
Und es war spannend: denn normalerweise erlebe ich meine Leidenschaft für das Schoggimachen aus der Tatsache, dass ich Schoggimachen kann. Und auf einmal erlebte ich Leidenschaft daran, was fehlt, wenn man es nicht mehr machen kann.
Ich wurde mir bewusst: wahre Leidenschaft erkennt man vielleicht erst in ihrer Abwesenheit. Wenn sie einem fehlt. Wie bei vielem im Leben, wird einem erst bewusst, was man hat, wenn man es nicht mehr hat...
Und so gesehen hatte meine Wasserschaden-Pause durchaus etwas «philosophisch» Wertvolles...
Umso mehr freue ich mich nun, nächste Woche – wenn alles gut geht und alle Renovationsarbeiten wirklich abgeschlossen werden können – die Schoggi-Werkstatt wieder in Betrieb nehmen zu können. Mit alter, neuer Leidenschaft. Und mit Dankbarkeit, in meinem Leben das tun zu dürfen, was ich so unglaublich gerne tue: Schoggimachen...!
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